Fabrizio Silei, Maurizio A. C. Quarello, orecchio acerbo: Der Bus von Rosa Parks

(ISBN: 9783941787407, 2011, ab 6 Jahre)

Ein Großvater erzählt seinem Enkel davon, wie er, ein Schwarzer Mann, 1955 in dem Bus saß, in dem Rosa Parks, eine Schwarze Frau, sitzen blieb als ein Weißer Mann sie aufforderte, ihm ihren Sitz zu überlassen. Dieses Ereignis war Auslöser für weiteren Protest. Das Buch handelt von der Zeit der sogenannten Rassentrennung in den USA, thematisiert die Kämpfe der Schwarzen um ihre Rechte und gesellschaftliche Umbrüche.

Achtung! In diesem Buch werden Rassismuserlebnisse in einer sehr gewaltsamen Sprache geschildert. Das Buch enthält rassistische Begriffe, deren Nennung viele Schwarze Menschen, ihre Organisationen und andere rassismuskritische Akteure explizit ablehnen. Wir haben uns dennoch entschieden, das Buch aufzunehmen, weil die kritische Auseinandersetzung mit Rassismus ein direktes Thema des Buches ist und hier Strategien vorgestellt werden, sich dagegen zu wehren.

Quelle: Super Bücher Empfehlungsliste vom EPIZ Berlin (2015)


Ben fährt mit seinem Großvater nach Detroit ins Henry Ford Museum, wo dieser ihm »etwas zeigen« möchte. Das »etwas« ist ein alter Bus, stellt Ben enttäuscht fest. Doch dann erzählt sein Großvater ihm von einer Zeit, in der in den Vereinigten Staaten Menschen mit schwarzer Hautfarbe streng von Weißen getrennt lebten. Zu dieser Zeit arbeitete er als Gepäckträger am Bahnhof und erlebte viele Ungerechtigkeiten und Gewalt gegen Schwarze. Einer seiner Kollegen wurde vom Ku­Klux­Klan halbtot geprügelt. Und am 1. Dezember 1955 wurde Bens Großvater Zeuge einer mutigen Tat: Er saß in jenem Bus, der nun in dem Museum steht, als eine schwarze Frau sich weigerte, für einen weißen Fahrgast ihren Sitzplatz zu räumen. Sie sagte einfach »Nein!« Bens Großvater war beeindruckt, gibt aber zu, dass er selbst nicht so mutig war. Die Frau, Rosa Parks, wurde verhaftet. Doch in der Folge boykottierten Schwarze mit Unterstützung von Martin Luther King beinahe ein Jahr lang Busse in der Stadt Montgomery. Am Ende des Boykotts wurde die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln aufgehoben, und durch den Druck der Bürgerrechtsbewegung erlangten Schwarze nach und nach die gleichen Rechte wie Weiße. Bens Großvater entschuldigt sich bei seinem Enkel für seinen fehlenden Mut und ermuntert ihn zu Zivilcourage. Denn es hat sich viel getan: Wer hätte es vor knapp 60 Jahren für möglich gehalten, dass ein Afroamerikaner Präsident werden könnte? Aber es gibt immer noch Ungerechtigkeiten auf der Welt, gegen die es sich zu protestieren lohnt.

In Der Bus von Rosa Parks erzählt Fabrizio Silei eine Schlüsselepisode der Geschichte des 20. Jahrhunderts nach und verbindet sie mit dem Heute. Die eindrucksvollen Bilder von Maurizio Quarello erinnern an Edward Hoppers Gemälde und sind farbig, wo sie den heutigen Teil der Geschichte – den Museumsbesuch – illustrieren, und schwarz­weiß, wo sie die Vergangenheit heraufbeschwören.

Quelle: VielSeitig – Lesenswerte Bücher. Ausgewählt im Jüdischen Museum Berlin (2013)


Ben besucht mit seinem Großvater das Henry-Ford-Museum, weil dieser ihm den Bus zeigen möchte, in dem Rosa Parks 1955 Geschichte schrieb. Sie besaß den Mut, sich auf einen ausschließlich Weißen vorbehaltenen Sitz zu setzen. Ben ist etwas enttäuscht: Ein alter Bus! Doch dann fängt der Großvater an, die Geschichte der Rassentrennung in den USA und ihrer Überwindung zu erzählen. Ben hört erstaunt und manchmal erschrocken den Schilderungen des Großvaters über diese vergangene Zeit zu.

Der Großvater selbst saß an jenem Tag in diesem Bus. Er leidet noch heute darunter, Rosa Parks aus Angst vor Repressionen nicht in ihrem Widerstand gegen das rassistische Gesetz unterstützt zu haben. Er entschuldigt sich bei seinem Enkel dafür, nicht den gleichen Mut wie Rosa gehabt zu haben. Ben umarmt seinen Großvater und denkt: „Was am meisten hilft, ist, die eigene Angst zu überwinden und zu wissen, dass man im Recht ist.“ Beim Eis essen sehen sie in der Zeitung das Bild des neuen Präsidenten von Amerika: Seine Haut und seine Augen haben die gleiche Farbe wie die von Ben und seinem Großvater.

Ein großartiges Buch darüber, was der Mut einzelner Menschen in Bewegung zu bringen vermag. Für Schwarze Kinder bietet es wichtige Identifikationsmöglichkeiten und alle Kinder lernen eine bedeutende Epoche Schwarzen Widerstands kennen.

Die Darstellung von Gewalt des Ku-Klux-Klans auf einem Bild könnte Kinder dieser Altersgruppe überfordern. Möglicherweise werden besonders bei Schwarzen Kindern Ängste ausgelöst.

Das N*wort wird in diesem Buch ausgeschrieben. Auch wenn dies diskriminierende Wort im Zusammenhang des geschichtlichen Kontextes zitiert wird, erachten wir es als wichtig, es nicht auszuschreiben, um weitere Diskriminierungen zu vermeiden. (Quelle Kinderwelten)